Über 30 Teilnehmer waren der Einladung der Umweltgruppe Markdorf ins Bürgerhaus Ittendorf gefolgt. Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause fand endlich wieder eine Klausurtagung mit persönlicher Anwesenheit statt. Neben etablierten Mitgliedern konnten mehrere neue an einer aktiven Mitarbeit interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßt werden. Mit Unterstützung durch eine externe Moderatorin wurde der Tag intensiv genutzt. Kennenlernen, Informieren, Ideen sammeln, Schwerpunkte setzen, Argumente und Gegenargumente austauschen – eine ungezwungene Arbeitsatmosphäre motivierte zum lebendigen Austausch.
Arbeitsgruppen hatten Schwerpunktthemen vorbereitet, die aktuell und über den Tag hinaus für die kommunalpolitische Arbeit von besonderer Bedeutung sind (Klimaschutz, Mobilität, Stadtentwicklung). Den Auftakt zur inhaltlichen Arbeit machte das neue Thema „Gemeinwohl-Ökonomie“. Ein Kurzvortrag gab Grundinformationen und weckte Interesse für eine weitere Vertiefung in der Gruppe. Die Gemeinwohl-Ökonomie beschreibt ein ethisches Wirtschaftsmodell zum Wohl von Mensch und Umwelt. Zentral sind Ziele einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, die auf den Werten Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz aufbauen.
In zwei Phasen intensiver Kleingruppenarbeit konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Themenbereiche aus eigener Sicht diskutieren. Dabei übernahmen die Themenpaten die Einführung und Moderation der Gruppen. Eine Leitfrage zum Thema Klimaschutz lautete: Was können wir als Kommune dazu beitragen, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen? Aus reger Diskussion wurden Vorschläge gesammelt. Angeregt wurde z.B., künftige neue Wohngebiete als klimaneutrale Quartiere zu entwickeln, ein „Forum Klima Markdorf“ ins Leben zu rufen, um eine breite Basis in der Bürgerschaft zu erreichen. Interessant wäre, Markdorfer Unternehmen dafür zu gewinnen, beispielhaft ihre jeweiligen Schritte hin zur Klimaneutralität zu zeigen.
Zum Thema „Mobilität“ stellten sich die Fragen „Wie kann es gelingen, dass noch mehr Verkehrsteilnehmer vom Auto auf das Rad umsteigen oder zu Fuß gehen?“, „Wie können die kleinen Straßen zwischen Markdorf und Bodensee so entschleunigt werden, dass der Radverkehr gewinnt?“. Ein weiterer Schwerpunkt lag beim Thema Stadtbus, der demnächst in den Probebetrieb geht und der ein Stück Entlastung der Verkehrssituation bringen wird. Intensiv wurde das Thema „Parken in der Stadt“ diskutiert. Angesichts der enormen Kosten, die der Kfz-Parkraum für die Allgemeinheit verursacht, wurde für eine Parkraumbewirtschaftung argumentiert. Kostenloses Parken sollte nicht länger subventioniert werden: Vorrangig gefördert werden sollten Lösungen für Bahn, Bus, Fahrrad und Fußgänger.
Im Themenbereich Stadtentwicklung wurde eine breite Palette an Einzelthemen diskutiert, z.B. „Wie kann eine Grüne Stadt gestaltet werden, in der die Aufenthaltsqualität gesteigert wird und die robuster gegen Folgen des Klimawandels aufgestellt ist? Welche Vorgaben sollten für die neuen Wohngebiete gelten (Priorität für sozialen Wohnungsbau, Nahwärmeversorgung). Hinsichtlich eines Umbaus der Verkehrswege zugunsten der Fußgänger und Radfahrer konnte sich mancher dafür begeistern, die Bahnhofstraße künftig zu einer „Flaniermeile“ umzugestalten.
Martin Hahn, der Landtagsabgeordnete des Bodenseekreises der Grünen, war als Gast geladen und wurde zwischen den Gruppenphasen begrüßt. In einer lockeren Runde antwortete er auf Fragen zu überörtlichen Themen, die er allesamt in der ihm üblichen Direktheit und Prägnanz beantwortete.
Nach der Mittagspause, in der das benachbarte Restaurant Il Paese die Versorgung bestens beisteuerte, konnte jede und jeder in eine andere Gruppe wechseln und das Meinungsbild vertiefen und erweitern. Die abschließende Plenumsrunde bestätigte den Eindruck, der sich über den ganzen Tag gezeigt hatte. Alle waren angetan von der Lebendigkeit der gemeinsamen Arbeit, von der guten Vorbereitung und der Zielgerichtetheit, mit der die Einzelthemen angegangen wurden.
Über den Tag hinweg wurden zu einem blühenden Obstbaumzweig die Themen gesammelt und angepinnt, die die Gruppenmitglieder als Erfolge auch des eigenen Engagements empfinden. Vorne mit dabei waren: Die Entscheidung für einen dritten Gundschulstandort, die Teilnahme am Klimaschutzpakt Baden-Württemberg, die Realisierung der Trendsportanlage für die Jugendlichen in Markdorf.
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